Hallo, hier bin ich mal wieder, mit einer kleinen Kurzgeschichte über das Erschaffen der Welt.
Die Geschichte besteht aus mit einem Buchstaben bezeichneten Kürzestkapiteln mit momentan ungefähr 300 bis 400 Wörtern, das ist aber auch durchaus so geplant, die Kapitel werden gegen Ende der Geschichte auch länger.
Die ersten vier dieser Kapitel - eigentlich könnte man auch von Sinnabschnitten sprechen - veröffentliche ich heute.
Am Anfang war alles. Am Anfang war nichts. Überall und nirgendwo war etwas, was die Menschen heute „das Ei“ nennen. Es war aber kein Ei, wie sie heutzutage in den sogenannten Pensionen gefunden werden. Es hatte keine grünen Flecken und keine Schale, den eine Schale würde ja bedeuten, dass es auch etwas außerhalb der Schale gegeben haben muss. Es war einfach nur.
Und dann, irgendwann und immer, geschah ein Vorgang, der das „Schlüpfen“ genannt wird. Daraufhin war nicht mehr das Ei überall und nirgendwo, sondern der Urvater des Urvaters. Mein Urvater.
Arceus wird er heute genannt.
In Arceus geschah etwas, was wir heute „ein Gedanke“ nennen. Meine Vermutung ist, dass ihm seine Umwelt zu paradox wurde, denn während dieser Gedanke sich zu Ende dachte, war immer noch das Ei.
Also ordnete Arceus die Welt und erschuf Raum und Zeit. Und plötzlich gab es Raum außerhalb des Urvaters und eine Zeit, um die Ereignisse in ihre kausale Reihenfolge zu bringen.
Um sicherzustellen, dass niemand – nicht einmal er selbst – jemals die Grundsätze der Wirklichkeit, wie die Menschen sie kennen, aus den Fugen heben würde, erschuf Arceus noch die Gegenwelt, in der weder Raum noch Zeit herrschen. Vielleicht sah er sie auch noch als eine Art Sicherungskopie der Zustände, bevor ihm der Gedanke kam. Wenn man von „bevor“ sprechen kann, denn damals gab es noch keine Zeit. Inzwischen hat Arceus allerdings auch der Gegenwelt eine Art Zeit und Raum gegeben. Die Gründe kenne ich nicht.
Und dann sah Arceus zum ersten Mal auf die unendliche Welt, die er erschaffen hatte. Er hörte, was sie ihm zuflüsterte. Doch egal, welchen Sinn er benutzte, er bemerkte nichts, denn außer Raum und Zeit war noch nichts erschaffen.
Also entschied Arceus sich, mich zu erschaffen. Mich, den Urvater.
Beginnen wir mit meiner Geschichte. Meine erste Erinnerung ist mein Vater, der mir auf seinen vier Beinen und seiner majestätischen, weißen Form gegenübersteht. Und dann beginnt er, mit mir zu reden, seiner ersten und einzigen lebenden Schöpfung.
„Ich taufe dich auf den Namen Mew. Gib dieser Welt Leben.“
Er verschwindet. Später habe ich ihn noch einmal getroffen. Dort hat er auch etwas mehr geredet, aber für jetzt musste ich mir überlegen, was ich aus seinem mysteriösen Auftrag machen soll.
Ich soll der Welt Leben geben.
Leben.
Ich schließe meine Augen und denke konzentriert über das Wort »Leben« nach, was es bedeutet, was ich mir darunter vorstelle.
Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich einen blauen Hirsch mit einem prächtigen Geweih vor mir. Ich überlege, ob es das ist, was ich mir unter Leben vorstelle, doch während ich noch überlege, zerfällt der Hirsch vor mir in seine Einzelteile und ich sehe nur noch ein kleines, rotes Dreieck, bevor er ganz verschwindet. Das hat auf jeden Fall nicht geklappt.
Wieso? Inzwischen weiß ich es, aber nur Dialga weiß, wie lange ich überlegt habe, bis ich es wusste. Und am Ende bin ich nicht selbst auf die Lösung gekommen. Eine Stimme erklingt hinter mir. „Was waren die ersten Worte deines Schöpfers an dich?“
Ich drehe mich um und sehe nur noch einen kleinen, grünen Schimmer, bevor das Etwas sich in einem Lichtblitz auflöst.
Was war das?
Wo ist es hin?
Und was meint es mit den ersten Worte meines Schöpfers?
»Ich taufe dich auf den Namen Mew. Gib dieser Welt Leben«
Soll ich vielleicht auch, wenn ich Leben erschaffe, dem Lebewesen einen Namen und eine Berufung geben? Müsste ich mal ausprobieren.
Aber was soll ich erschaffen? Noch einmal die Verkörperung des Lebens klingt nicht allzu spannend. Und wenn ich schon Leben erschaffe, was soll denn dann leben? Ich bin leider sehr unkreativ.
Nach einiger Zeit – das ist es. Ich erschaffe etwas, was mit Zeit zu tun hat, denn das ist das einzige, was sich hier bisher verändert hat. Allerdings habe ich auch aus meinen Fehlern gelernt und will nicht die Verkörperung der Zeit erschaffen, sondern etwas, das die Zeit verändern kann oder – das ist es! – durch die Zeit reisen kann.
Und wie soll es aussehen? Welche Farben habe ich denn bisher gesehen?
Das Weiß von Arceus. Das Schwarz der Umgebung. Das Blau des Lebens und das kleine rote Dreieck, zu dem es zerfallen ist. Der grüne Schimmer. Und zuletzt das Rosa von meinem eigenen Körper.
Erschaffen ist gar nicht so leicht, aber am Ende entscheide ich mich für Grün.
Und der Name?
Celebi soll er sein. Wieso? Keine Ahnung, der Name ist mir einfach so eingefallen, aber er fühlt sich richtig an. Ich konzentriere mich auf meine Vorstellung von dem Namen, schließe die Augen und spreche:
„Ich taufe dich auf den Namen Celebi. Reise durch die Zeit.“
Vor mir erscheint tatsächlich ein grünes Wesen und dieses Mal verschwindet es nicht wie der Hirsch vorher. Nein, es bleibt, lächelt mich mit seinen blauen Augen an und grüßt mich mit einem freudigen „Hallo!“
Ich verstehe jetzt, wieso Arceus direkt verschwunden ist, nachdem er mich erschaffen hat. Es ist nicht so einfach, zu seiner frisch erschaffenen Kreatur zu sprechen. Ich weiß nicht, was Celebi gerade denkt, ob es verwirrt ist, weil es zum ersten Mal in diese Welt kommt, ich habe keine Ahnung. Trotzdem, ich muss da durch.
„Hallo Celebi. Ich bin Mew.“
„Was genau meinst du mit »Reise durch die Zeit« eigentlich? Meinst du, ich kann jetzt, wenn ich will, in die Zukunft oder die Vergangenheit reisen? Könnte es mich dann auch zweimal gleichzeitig geben, weil ich in eine Zeit gereist bin, in der ich schon bin? Und ich soll durch die Zeit reisen. Kann ich mich auch im Raum fortbewegen oder bleibe ich an Ort und Stelle und kann mich nur in der Zeit bewegen? Kann ich jemanden auf meine Zeitreisen mitnehmen? Was meinst du, Mew?“
„Ähm, ja, ja, ja und ja.“
Klingt alles logisch, was Celebi da will.
„Bist ja nicht sehr gesprächig, Mew. Naja, ich denke, als Schöpfer kann man sich nicht um alles kümmern, aber ein bisschen Smalltalk könntest auch du gebrauchen. Schönes Wetter heute übrigens.“
„Wetter? Was ist denn das?“
„Ach ja stimmt, zu dieser Zeit gibt es das ja noch nicht. Ich schätze mal, das wirst du noch erschaffen. Und wenn du mal dabei bist, erschaffe doch gleich mal die Erde, die wird es in Zukunft auch geben. Ach ja, du lagst schon richtig mit deiner Vermutung, dass du mir tatsächlich einen Namen und eine Berufung geben musst, wenn du mich erschaffst, aber mein Tipp scheint dir ja geholfen zu haben. M-Ray wird in Zukunft noch einige Probleme mit deinem ersten, fehlgeschlagenen Versuch haben, aber stimmt. M-Ray gibt es ja auch noch nicht. Mach dich aber mal wenigstens an unseren Planeten ran und erschaffe den. Der luftleere Raum hier oben hat jetzt nicht so angenehme Temperaturen, und ich sehe nichts außer deinem Pink.“
Ich habe zwar damals nicht die Hälfte verstanden von dem, was Celebi mir da gesagt hat, aber wenn ich heute daran zurückdenke, ja, Celebi hat recht.
Dunkel ist es tatsächlich hier. Nicht, weil irgendwie Licht fehlen würde, ich sehe Celebi und habe auch Arceus deutlich gesehen. Trotzdem, wenn ich an Celebi vorbei sehe, sehe ich nichts. Dunkelheit ist vielleicht ein ganz guter Ausdruck dafür, aber Nichts ist ein besserer.
„Es ist hier so dunkel, selbst wenn die Menschen die Rolläden zumachen, die Lücken mit Teer versiegeln und dann noch eine dicke Decke vor das Fenster hängen, selbst dann ist es noch um ein Vielfaches heller als jetzt“, beschwert sich Celebi. Ich habe das Gefühl, das Celebi, das da vor mir schwebt, hat, obwohl ich sein Schöpfer bin, tausende Jahre länger Lebenserfahrung als ich. Vielleicht war ein durch die Zeit reisendes Pokémon doch keine so gute Idee. Andererseits kann immer noch ich entscheiden, welche seiner Tipps ich annehmen möchte, und da ich persönlich sehr unkreativ bin, ist das gar nicht so schlecht.
„Wie sollte das Ganze denn deiner Meinung nach aussehen, Celebi?“
Auf meine Frage verschwindet Celebi kurz in einem Lichtblitz und kommt gleich wieder mit einem großen, quadratischen Objekt zurück, auf dem etwas abgebildet zu sein scheint.
„Das nennt man ein Bild, Mew, in einem Bilderrahmen. Entscheidend ist aber nicht das Bild selbst, sondern das, was du darauf siehst.“
Was ich darauf sehe? Ungewohnte Frage, aber ich gehorche Celebi und sehe mir die Musterung seines Bildes genauer an. Ich sehe einen runden Kreis, der hauptsächlich blau ist, aber von mehreren farbigen Flächen durchzogen ist. Oben sind diese Flächen hauptsächlich weiß, auf dem Weg zur Mitte werden sie dann grün, in der Mitte selbst sehen die Flächen braun-gelb aus und am unteren Rand des Kreises werden die Flächen wieder grün. Über den ganzen Kreis hinweg sind an manchen Stellen weiße Flecken zu sehen. Um den Kreis herum ist es hellblau, weiter weg davon schwarz und mehrere kleine weiße Punkte masern die schwarze Fläche.
„Das, Mew, ist die Erde.“
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